© – Gunda von Dehn – aus meinem Musical „Die Schuhe der Prinzessin“: Es strahlet die Sonne so hell…
Nachfolgende Ausführungen beruhen auf Forschungsergebnissen von: Gunda und Annette von Dehn M.A., Westerstede
Gab es ein Kloster „Scona Mora“ bei Mönkeboe?
Durch Luftbildaufnahmen konnten bei dem Ort Mönkeboe (Südbrookmerland) Spuren einer Ansammlung von ehemaligen Gebäuden zwischen Kuhdrift und Sandkuhle ermittelt werden. Es gibt Vermutungen, dass dies eine Prämonstratenser-Klosteranlage mit Namen „Scona Mora“ gewesen sei.
Eine Hypothese soll hier zur Diskussion gestellt werden. Hierzu muß man die Geschichte aufrollen und es ist notwendig, sich von dem Gedanken zu lösen, dass es im heutigen Ostfriesland keine Grafen gegeben hätte, denn die gab es durchaus. (Die friesischen Grafenrechte waren unmittelbare Königslehen).
Zur 3. Bauphase des Domes von St. Marien (ca. 1220-50) in Marienhafe gehört die Schenkung des „Hofes der Maria“ an einen Kloster-Konvent. Es wird davon ausgegangen, dass dies Prämonstratenser aus Westfriesland waren, welche übergesiedelt sind, denn dort herrschte ein heftiger Ordensstreit, weil die bei Prämonstratensern üblichen Doppelklöster in einen heiklen Ruch gekommen waren. Es wurde eine Trennung von Nonnen und Mönchen verlangt. – Der Konvent der Prämonstratenser (wenn es denn Prämonstratenser waren), hätte vermutlich in Westfriesland bleiben können, so er sich denn aufgeteilt hätte in Nonnen- und Mönchskloster. Das später von ihnen bezogene Kloster Aland ist nämlich anfangs ebenfalls ein Doppelkloster gewesen, also kann die Ansiedlung im heutigen Südbrookmerland damit eigentlich nicht im Zusammenhang stehen. Somit war vermutlich auch der mutmaßliche „Zwischenaufenthalt“ der Prämonstratenser bei Mönkeboe in dieser Form beschaffen, also als Doppelkloster. Kloster Aland (wahrscheinlich 1247 gegr.) ist zu Beginn auch ein Doppelkloster gewesen. Aland war 1280 besetzt mit 90 Nonnen. Zu jener Zeit hatte also bereits eine Trennung von Mönchen und Nonnen stattgefunden.
Welchem Orden der Konvent auch angehört hatte und woher er auch gekommen sein mochte, er kann keinesfalls ohne Unterstützung der Landesherren gewesen sein. Ferner müsste, wenn die Annahme zutrifft, dass es Prämonstratenser waren, die wegen des Ordensstreites umgesiedelt worden sind, auch eine Mitwirkung von Papst und Kirche stattgefunden haben, deren Bischöfe alle (mit Ausnahme von Otto III. von Holland) – ob Utrecht, Bremen, Hamburg oder Münster – dem Familienclan der Oldenburger Grafen angehörten. Ist der Grund der Umsiedlung aber ein anderer gewesen, so ergibt sich ein völlig anderes Bild:
- Erzbischof Otto zur Lippe unterstand das von Aufruhr geschüttelte Bistum Utrecht. Aufgrund seiner militärischen Begabung wird nach Ottos Tod (+ 1.8. 1227) WILBRAND von Oldenburg das Erzbistum Utrecht übertragen, denn zur Niederschlagung der Aufstände braucht man die „eiserne Faust“. In langwierigen Kämpfen versucht Wilbrand, die Bauern der Drenthe (Groningen liegt darauf) zu unterwerfen. Die Drenthe war von Kaiser Friedrich II. (1212-1250) dem Bischof von Utrecht verliehen worden. Auf dieses Land erhob aber auch der Graf von Holland Anspruch, so daß die Drenthe zum Zankapfel zwischen dem Erzbischof von Utrecht und dem Grafen von Holland wurde, während die dortigen Friesen weder den einen noch den anderen Herrn über sich dulden wollten.
- Möglich ist dieserhalb als Grund für die Umsiedlung eine unzulässige Parteinahme in den Streitigkeiten zwischen dem Bischof von Utrecht und den Grafen von Holland, so daß es sich hier mehr oder weniger um eine Art Verbannung oder/und auch „Gewahrsam“ handelt, um den Konvent aus dem Fokus zu nehmen. Für eine Strafmaßnahme spricht sogar der lange, fast eine Generation umfassende Zeitraum (ca. 1220 – 1247), in welchem der Konvent anscheinend kein originäres Kloster besessen hat. Während dieses Zeitraumes dürfte ein Großteil der Mitglieder des ursprünglichen Konvents verstorben sein.
- Denkbar ist auch, dass eine Ordensgemeinschaft sogar offiziell aufgelöst worden ist und deshalb erst nach ca. 30 Jahren das neue Prämonstratenser-Kloster Aland gegründet werden konnte. Man kann daher vermuten, dass die Grafen von Holland in der Eigenschaft als Schutzherren die Ordensangehörigen am sog. „Hof der Maria“ angesiedelt haben. Fraglich ist ohnehin, ob es sich um Prämonstratenser handelte. Möglich sind auch Benediktiner aus Egmont, dem Hauskloster der Grafen von Holland.
- Auch die verheerende Marcellus-Flut von 1219 könnte einen zwingenden Anlass für eine Umsiedlung gegeben haben.
- Der „Dom von St. Marien“ wies einst deutliche cluniazensische (Cluny = Benediktiner-Abtei nördl. von Lyon) und Fuldaer Baumerkmale auf. Dass es sich gar um eine Bauhütte gehandelt hat, die sich erst während der Arbeiten zum Konvent zusammengefunden hat, ist sehr unwahrscheinlich, weil die Bauhütten einen festen Verbund von Arbeitskräften (Loge) besaßen. Um die baulichen Geheimnisse zu bewahren, kam dort kein anderer so leicht hinein und wenn, dann nur unter dem Eid der Verschwiegenheit. Nach Abschluss der Arbeiten wurde die Bauhütte stets an anderer Stelle eingesetzt. Überdies wurde vermutlich in etwa zur gleichen Zeit die Johannes–Kirche in Engerhafe und auch die Gangulf-Kirche in Westeel ausgebaut. Letztere Baumaßnahmen sollen von Schwestern der legendären Maria in Auftrag gegeben worden sein.
- Leider sind weder der tatsächliche Grund noch der genaue Zeitpunkt einer Übersiedlung des Konvents exakt zu ermitteln.
- Interessant ist eine Ermahnung des Papstes Honorius III. vom 16. Dez. 1220, der die Äbte von Norden (Benediktiner), Feldwerth (bei Appingedam – Benediktiner) und Aduard[1] (bei Groningen – Zisterzienser) auffordert, den zwischen den Gebieten Federgau und Hinte um ein „anderes Gebiet“ ausgebrochenen schweren Streit zu schlichten, weil dadurch viele Kreuzfahrer von der Unterstützung des Heiligen Landes abgehalten würden[2]. Welches „andere Gebiet“? Etwa das Brookmerland? Wurde etwa das fragliche Gebiet anderweitig vergeben, um dem Streit den Boden zu entziehen? – Die Ermahnung des Papstes verhallte sicher nicht ungehört, denn die Grafen von Holland waren „glühende“ Kreuzfahrer. Das sächsische Gebiet des Federgaus (und somit Brookmerland) zählte um 1200 zur Grafschaft Holland.
Die 3. Bauphase am „Dom von St. Marien“ wurde vermutlich überwiegend während der Ära Ottos III. von Holland (1233-1249 Bischof von Utrecht als Nachfolger von Wilbrand von Oldenburg) und Graf Floris IV. sowie auch Graf Wilhelm II., dem späteren König des „Hl. Röm. Reiches Deutscher Nation“, durchgeführt.
Dem Konvent wurde der „Hof der Maria“ zugewiesen, der ja wohl als Unterkunft und Lebensgrundlage gedacht gewesen sein dürfte. Es mußten mindestens 100 – 150 Personen untergebracht werden, wenn nicht gar das Doppelte, denn es handelte sich wohl um Nonnen und Mönche sowie die zugehörigen Laienbrüder und –Schwestern.
Hierzu folgende Anmerkung: Dem Kloster Marienkamp (bei Esens), vermutlich vom Heiligen Hatebrand gegründet, der 1183-1198 Abt von Feldwerth bei Appingedam war, standen im 15. Jh. 200 – 300 Laienbrüder zur Arbeit zur Verfügung.[3] – Wir befinden uns bei dem Kloster Scona Mora zwar im 13. Jh., aber als „überschaubare“ Zahl muss man wohl mind. 100 Personen annehmen.
Dieser „Hof der Maria“, der in den Brookmer Willküren (= ‚freiwillige’ Gesetze, 1276 niedergeschrieben) auftaucht, wird stets in Marienhafe gesucht, wobei man an einen kleinen Erwerbshof bei der Kirche bzw. unter Einbeziehung der Kirche denkt. An sich ist es logischer, dass dieser Hof – das sog. „Kloster“ – in der Nähe des heutigen Mönkeboe gewesen ist. Die Entfernung von ca. 1 Stunde Fußweg bis Marienhafe, wo die Prämonstratenser die Kirche fertiggestellt haben sollen, war für Menschen jener Zeit, in der unglaubliche Strecken zu Fuß zurückgelegt wurden, durchaus akzeptabel.
Wie noch heute der Name des Ortes „Mönkeboe“ andeutet, haben dort einst Mönche gelebt. [Mönk = Mönch (schwed. Munk); bo = wohnen / leben (schwed.)] Das heißt, sie haben dort gelebt, als Kloster wird der Ort nicht bezeichnet. (Im Plattdeutschen bedeutet „Boe“ Stall bzw. Schafstall. Dort können sich also auch lediglich jene Gebäude befunden haben, in denen die Schafe geschoren wurden pp.) Warum schwedisch? Die Herrscher von Friesland sind lange Zeit Normannen = „Nordmänner“ gewesen, Dänen und Norweger, verwandt und verschwägert mit dem schwed. Königshaus.
Vermutet wird, dass die aufgefundenen Spuren bei Mönkeboe das Kloster „Scona Mora“ markieren. – Könnte evtl. ein Schreib- oder Lesefehler vorliegen und der Name lautet „Sona Mora“? Das würde hindeuten auf einen Herrensitz der ehemaligen Herrscher von Friesland, nämlich auf den „Son a Mora“ (schwed.) = „Sohn zu Mora“, Enkel des Herrschers Gottfried von Friesland aus dem Hause des Königs Redbad. Dieser Enkel war der Sohn des schwedischen Grafen von Mora und der Ragnhild, To. von Gottfried[4]. Der Name des Sohnes von Mora war Rollo Rognvaldsson und er hatte den Spitznamen „Gangu-Rolf“ (Göngu-Hrólfr), weil seine langen Beine bis zur Erde reichten, während er zu Pferde saß, so daß er praktisch mitlaufen konnte, denn die Pferde waren damals ja auch noch relativ klein.
Gangu-Rolf (+ca. 932) – [aus Ragnhilds 1. Ehe mit Rognvald I. Eysteinsson, Graf von Mora und Romsdal (Schweden); Jarl von Orkney] – ist vermutlich von seinem Großvater Gottfried für einen Teil von Friesland als Regent eingesetzt gewesen.
Gottfried, Gangu-Rolfs Großvater, hatte sich an der Scheldemündung festgesetzt und damit eine weitere Belehnung durch Karl den Kahlen erzwungen. 879 wurden die Wikinger zur ernsthaften Bedrohung der Herrschaft Karls des Dicken. Gottfried war einer der Anführer bei den Einfällen in Flandern und Nordfrankreich. 880 schlug er die Sachsen entscheidend und erhob in der Folgezeit Anspruch auf Lothringen. Kaiser Karl der Dicke zog gegen ihn erfolglos ins Feld und musste letztlich Gottfrieds Herrschaft in Friesland anerkennen. Er bestätigte ihn auch als Herrscher an der Rhein- und Maasmündung und gab ihm sogar Gisela (Gisla), die Tochter des 869 verstorbenen Königs Lothar II., zur Frau. 885 konspirierte Gottfried mit seinem Schwager, Lothars Sohn Hugo, gegen Karl den Dicken, was offensichtlich “das Fass zum Überlaufen brachte“.[5]
Es heißt, dass Gottfried in eine Falle gelockt wurde, die man ersonnen hatte. Man täuschte einen Aufstand vor und nötigte Gottfried im Juni 885 nach Herispich, dem heutigen Spijk bij Lobith, an die Grenze seines Gebietes zu kommen, wo er und „ein großer Anteil Normannen“ regelrecht abgeschlachtet wurden.
Algemene geschiedenis der Nederlanden 1949 :
«… één opstand wordt gemeld, die der “Cokingi” of Kennemers. Hun graaf Gerulf, de stamvader van het Hollandse gravenhuis, werkt mee tot de ondergang van hertog Godfried.»[6]
- Dirc I. (Dietrich, Theodoric, Theudebert) hieß der Sohn jenes Gerulf, der als Mörder von Gottfried genannt wird. Er heiratete Gottfrieds hinterbliebene Tochter Dieser Dirc trat also als Vormund seiner Ehefrau Ragnhild in das Erbe von Gottfried ein. Somit unterstanden West- und Ostfriesland dem Sachsenherzog Dirc.
- Die Mutter von Karl III. (dem Dicken) war Hemma Welf (*ca. 818 + 876), der Vater Ludwig II. der Deutsche (König von Bayern, (826-843), König von Ost-Franken (843-876), König von Lothringen (869-876), Kaiser (855-875) +28.8.876.
Hemma war die Tochter des Grafen Welf und der edlen Sächsin Eigilwich / Heilwich, mit denen der Aufstieg der WELFEN beginnt. Ihre Schwester war Judith, die Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN. Karl III. war also ein „halber Welfe“.
- Die Königsnähe der Sachsen begründete somit die Allianz zur Vernichtung des Gottfried von Friesland.
- Gottfried war zwar belehnt gewesen mit ganz Friesland, hat aber durchaus auch Alloden (Eigengüter) in Friesland besessen, wie z. B. die Insel Walcheren (später zugehörig zur flämischen Grafschaft), die Gottfrieds Vater Harald von Lothar erhalten hatte. Auch diese Alloden wurden höchstwahrscheinlich eingezogen, denn das war die übliche Vorgehensweise von Kaiser und König. (Aufgrund der spärlichen Quellenlage lassen sich diese Vorgänge leider nicht exakt ermitteln.)
- Gesichert ist aber, dass nach der Ermordung des Gottfried West- und Ostfriesland dem Sachsenherzog Dirc (Dietrich) gegeben worden ist.
- Somit ist der sog. „Hof der Maria“ gem. der Erbfolge vermutlich Eigengut gewesen von Kaiser Otto IV. (Sohn des Sachsenherzogs Heinrich d. Löwen – Welfe) resp. seiner Gemahlin Maria von Brabant (aus dem Hause Boullion).
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Genealogie:
Irmhild von Engern, die Schwester des Sachsenherzogs Widukind (Wittekind), war verheiratet mit Harald von Haithabu (+750)
– deren Sohn Halfdan (=Halbdäne), König von Haithabu (+810), war der Vater von
– Harald Klak (= Harold II. „Klak“ Haraldson) von Haithabu, Herrscher von Jütland, belehnt mit Rüstringen. Haralds Sohn und Nachfolger war:
– Gottfried König von Haithabu [Prinz von Dänemark], er war mit Gisela, der Tochter von Kaiser Lothar verheiratet. Aus dieser Ehe stammte Ragnhild von Friesland, die mit Herzog Dirc (Dietrich) von Sachsen verheiratet wurde und dementsprechend nach dem Tod von Gottfried die Erbfolge antrat. Aus der Ehe von Ragnhild und Dirc entssproß Hrolf (=Gangu-Rolf)
– Gottfrieds Enkel war Gangu-Rolf
Fußend auf der mittelalterlichen Genealogie, die man bei einer mittelalterlichen Kirchengründung zugrunde legen muß, denn das war die Richtschnur, an der man sich orientiert hat, war dieser Eroberer „Gangu-Rolf“ (ca.+932). Er ist ein sehr bedeutsamer Ahne des Hauses Boullion. Wenn die genealogischen Informationen aus dem Mittelalter zutreffen, war er der direkte Vorfahre von Wilhelm dem Eroberer und weiter ein Ahnherr der heutigen Queen Elizabeth II.[7]
In diesem Kontext ist die ehem. (in der Leybucht versunkene) Gangolf-Kirche von Westeel interessant. Der Name der Kirche geht anscheinend zurück auf den Heiligen “Gangulf“ aus Burgund (auch bekannt als: Gengoul, Gangolf, Gangulphus), der 760 von seiner untreuen Frau ermordet wurde. Die Gangolf-Reliquien des Burgunder Heiligen befinden sich in Bamberg. Verehrt wird der Heilige u. a. in Schwaben. Gangolf ist Patron der Gerber, Schuhmacher, Kinder und Pferde. – Unbekannt ist der Zeitpunkt der Heiligsprechung von Gangolf. Im Dunkel liegt ebenfalls die Gründungszeit der ursprünglichen Westeeler Kirche. Insofern kann dort der Stifter nicht benannt werden.
Bemerkenswert ist die „zwiefache“ Bedeutung des Kirchen-Namens und zwar lässt sich eine Verquickung herstellen zwischen dem Heiligen Gangulf (Heerführer von Pippin; Heiliger von Brabant / Burgund + um 760) und dem bedeutenden Vorfahren des Hauses Brabant Gangu(Ro)lf, dem 1. Herzog der Normandie. Da es noch keine Rechtschreibung gab, sind aus dem Mittelalter Namen häufig in verschiedenen Schreibweisen überliefert. Man lasse sich also nicht irritieren durch unterschiedliche Schreibweisen.
Klöster wurden stets mit Ländereien ausgestattet. Davon ist nichts bekannt bei dem sog. „Kloster“ von Mönkeboe. Zusätzliche Ländereien waren auch wohl unnötig, wenn die Prämonstratenser ein komplettes Gut übernommen haben. Ein Gut (Herrenhof) umfasste oft viele Quadratkilometer, besaß Ackerland, Weiden, Wälder, Seen, Auen, Wüsteneien und zuweilen sogar Dörfer. Es war nicht immer arrondiert, u. U. gehörte auch sog. Streugut dazu, d. h. weiter entfernte Ländereien. Ein Gut ernährte nicht nur die Besitzer, sondern auch das zahlreiche Gesinde und deren Familien, denen zumeist Land verpachtet wurde. Schmied, Stellmacher, Müller und andere Gewerke gehörten zum Gut.
Man kann auch davon ausgehen, dass ein Gutshof für den Konvent genügend Unterbringungs- und Ausbaumöglichkeiten besaß – dies auch auf den zugehörigen Ländereien -, um einige Zeit auf eine originäre Klosteranlage verzichten zu können. Der „Hof der Maria“ soll denn auch 1247 (Umsiedlung der Prämonstratenser nach Aland) verkauft worden sein. Demnach dienten diese Gebäude dem Konvent zu einem längeren Zwischenaufenthalt.
Da lt. Überlieferung die ursprünglichen Bewohner des „Hofes der Maria“ nach Berum verzogen sind, kann man vermuten, dass diese ein Verwaltungsamt bekleideten und mit einem Anwesen in Berum abgefunden wurden. Gut 100 Jahre später (1358) wird ein Martin Syertza von Berum genannt. Die Familie Syertza wird von Historikern generell mit der Familie Circsena gleichgesetzt.
Ein Kloster mit Namen “Scona Mora“
Dort, wo die Domäne Schoo im Amt Esens liegt, befand sich ehedem ein Kloster. Lt. Klosterverzeichnis von Wittewirum (bei Appingedam) war dies ein Tochterkloster. Es wurde vermutlich 1235 im Harlingerland gegründet. Nach Ebrecht soll mit „Scona Mora“ das Kloster Schoo gemeint sein.
Möglicherweise könnte sich der Name „Scona Mora“ von „Schoo“ ableiten lassen, was jedoch eher unwahrscheinlich scheint, weil die ländlichen Gegebenheiten nicht konform sind mit der Überlieferung, dass das Kloster sehr unter der Sturmflut gelitten hat und großen Landverlust hinnehmen mußte. Das Kloster Schoo gehörte ursprünglich zum Klosterbesitz von Rastede, denn 1190 wird u. a. ein Kloster „Utmore“ genannt. Das Kloster Rastede hatte umfangreiche Besitzungen im Harlingerland, die aus dem Besitz des Grafen Huno von Oldenburg und seinen Nachfolgern stammten. [8]
Es ergibt sich folgendes Bild:
Da der Grund und Boden des „Hofes der Maria“ gestiftet wurde, muß er zuvor Eigentum gewesen sein bzw. muß überdies hinaus die Vergabe (vom Herzog / König / Bischof) gestattet worden sein. Es kommen sowohl das Herzogtum Sachsen als Eigentümer in Betracht als auch die Grafschaft Holland, zu deren Lehngut der Federgau zählte, möglicherweise auch Brabant, dem die Grafschaft Holland unterstand. Hier greift die Legende von jener Maria, die das Land gestiftet haben soll. Es könnte sich bei der Stifterin durchaus um die Kaiserin Maria von Brabant (Tochter des Herzogs Heinrich I. von Brabant), Witwe von Kaiser Otto IV, nach dessen Tod dann Gemahlin von Graf Wilhelm I. von Holland (Vater von Wilhelm II., König von Deutschland), handeln.
Eine Generation benutzte immer das „Fundament“ der vorherigen, das trifft besonders auf Festungsanlagen zu. Der sog. „Hof der Maria“ ist daher nichts anderes gewesen als die später „Oll Börg“ genannte Burg im heutigen Oldeborg/Südbrookmerland. Allein dort konnten derart viele Menschen untergebracht und versorgt werden mit allem, was die Menschen zum Leben benötigten; sogar eine Kapelle für das „Seelenheil“ gab dort. Ein simpler Bauernhof wäre viel zu klein gewesen!
[1] 1192 durch Zisterzienser des Klosters Klaarkamp (bei Dokkum) gegründet. Es galt einst als das reichste, größte und berühmteste Kloster der nördlichen Niederlande.
[2] Ostfrs. UB S. 5, Nr. 17
[3] Klageschrift der Häuptlinge Hero Omken von Esens u. Ulrich von Dornum von 1503 gegen das Kloster Marienkamp Jahrbuch der Ges. f. bildende Künste u. vaterländ. Altertümer zu Emden Bd. 43, 1963
[4] Genealogie der graven van Holland, t.a.p., p. 11; bronnen : «Chronicon van Regino van Prüm (uitg. F. Kurze, S.S. R. Germ. in us Schol., 1890) p. 123 en Annales Vedastini (uitg. B. de Simson, aldaar, 1909) p. 57. Vgl. ook OB Utr. I, 49 (p. 44), en I.H. Gosses, De vorming van het graafschap Holland, in zijn Verspreide Geschiften, 1946, p. 252 e.v.»
[5] W. Vogel: Die Normannen und das fränkische Reich 1906 – D.P. Blok: De Wikingen in Friesland, Naamkunde 10,1978.
[6] Algemene geschiedenis der Nederlanden, 1949, t.a.p., p. 404, een bron wordt niet opgegeven. De naam van de ‘Cockingi’ is met evenveel – of liever even weinig – recht opgeëist voor de vier Noorder-Koggen in West-Friesland, zie : De vroege middeleeuwen in Holland / Dr. G.N. Honig. – Derde druk. – Amsterdam : Allert de Lange, 1947. – 114 p. – (Heemschut-serie ; nr. 6). – p. 56.
[7] Göngu Hrolfs saga in Old Norse from heimskringla.no
[8] Backmund, S. 223 ff. (Almuth Salomon in Ostfriesland Zeitschrift für Kultur ∙ Wirtschaft · Verkehr 1964/4)
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Letzte Änderung 05.10.2023