© – Gunda von Dehn –  aus meinem Musical „Zorn im Blut“

 

Wappen Ocko tom Brook

Italienischer Schild mit Adler unter veraltetem Topfhelm mit dreifach gekrönter Helmdeckemittl. große Krone vermutl. mit Reichsapfel (siehe auch Web-Seite Keno: bei dessen Münzen besser zu erkennen – Der Reichsapfel symbolisiert ein Erzamt wie z.B. Connetable, Erzämter waren erblich; Laubkronen + Adler stehen für ein Adels-Wappen, die Rose gilt als Zeichen für die über den Tod hinausgehende Liebe, Schönheit und Reinheit. Aufgrund ihrer Dornen steht sie auch für das Leiden Christi) darunter Vollwappen mit Schild, Helm, Helmdecke und Helmzier sowie 5-blättrige Rosen in der Legende: Militis in Brokes Doni Ockonis

Als wichtige Information muss vorausgeschickt werden: Im 13. Jh. konnte niemand nach Lust und Laune ein Wappen aussuchen und führen! Keineswegs konnte man, weil einem der Adler so gut gefiel, diesen als Wappentier führen. Gleiches gilt für Kronen, Löwen und verschiedene andere Symbole. Immer waren die Reichsgesetze bezüglich der Wappen und ihrer Träger zu beachten. Durch König bzw. Kaiser wurde das Führen eines Wappens per Wappenbrief genehmigt und das Wappen als solches verliehen und in die Wappenrolle eingetragen, das betraf auch den Wappenschmuck ebenso die Attribute auf Siegeln oder Münzen wie zum Beispiel Rosen sowie Bezeichnungen wie „Militis“ oder „Doni“ pp.  Die Münzvorschriften  (s. Wendischer Münzverein) waren klar und deutlich gefaßt. Jede Prägung wurde genau geprüft und zugelassen oder auch verworfen. Niemand konnte daherkommen und Münzen prägen ohne Vorlage des Wappen- bzw. Adelsbriefes. Fälschungen wurden grauenhaft geahndet (der Fälscher wurde in kochendem Öl gesotten).

Es gibt also keinen Zweifel, dass Ritter Ocko von höchster Stelle berechtigt war, den Adler zu führen und ebenso auch die 3 Kronen als Wappenschmuck! Und dies war nicht verliehen durch die Königin Johanna von Neapel. Die Königin hatte Ocko zum Ritter erhoben, jedoch nicht das Wappen verliehen, denn das überstieg ihre Kompetenzen, denn Ocko war dem Reichsrecht unterworfen.

Zu den Regeln der Heraldik gehörte es, dass ein Wappenführer immer auch ein Heerführer gewesen ist!

Ritter Ocko führte einen goldenen Adler auf rotem Grund. Farben unterlagen einer bestimmten Symbolik. Gold und rot deuten auf edles Geblüt, ebenso wie der Adler! Rot steht für die Begierde, sich ums Vaterland verdient zu machen. Gold – Symbolik: Verstand, Ansehen, Tugend, Hoheit. Hinzu treten die 3 Blattkronen, wovon die mittlere Krone sehr viel größer ist als die flankierenden beiden Kronen. Blattkronen symbolisieren normalerweise Königskronen, wobei die große mittlere Krone auf eine Kaiserkrone hinweisen könnte, hinzu tritt nochmals der daraus wachsende Adler. Anm.: Vor dem 13. Jh. gab es in Wappen keine Kronen. Laubkronen werden nur im Vollwappen mit Schild, Helm, Helmdecke und Helmzier dargestellt. 

Die Helmdecke diente auch dazu, ein Wappen vor der Vergessenheit zu bewahren. Vermutlich sind die 3 Kronen bei Ritter Ocko tom Brok aus diesem Grunde als Schmuck gewählt worden. Diese „Erinnerungskronen“ dürften mindestens einem Zeitraum von 7 Generationen zuzuordnen sein, denn 7 Generationen mußten bei Eheschließung angegeben werden können, um zu enge Verwandtschaft zu vermeiden und ohne päpstl. Dispens heiraten zu dürfen. Auffallend ist die Ähnlichkeit zu der Krone von Karl von Anjou pp., was aber evtl. auch zufällig sein kann.

Es ist mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen, dass dieser Wappenschmuck an die Reichsunmittelbarkeit des Lehngutes von Kaiser Friedrich II erinnert, weil die Reichsunmittelbarkeit konträr zu den Herrschaftsansprüchen der Mächtigen läuft. Doch auch diese Möglichkeit sollte vielleicht nicht außer Acht gelassen  werden, bedenkt man die Legende hinsichtlichtlich der Verleihung des Reichsadlers nach dem Kreuzzug anno 1219 durch Kaiser Friedrich II. an die Reiderländer, denn in den meisten Legenden steckt ein Körnchen Wahrheit. – Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Volk den Reichsadler mit großer Wahrscheinlichkeit nicht verliehen bekommen hat, sondern der siegreiche Heerführer. Das Volk bekam damals niemals ein Wappen verliehen, sondern nur Städte, Herrscher und Institution wie z.B. die christlichen Ordensgemeinschaften. Möglich ist aber, dass der geehrte „Feldherr“ bereits den Adler im Wappen führte, wodurch der Adler nun auch für diesen Teil des Reiches Gültigkeit erhielt.

– Anzumerken ist: Sofern die „tom Brok“ dem Hause der Grafen von Flandern entstammen, so könnte der Reichsadler von dort aus der Markgrafschaft Antwerpen (Hoheitsgebiet der Grafen von Flandern) übergekommen sein.

Mit der Erlaubnis zum Führen des Reichsadlers bzw. des Löwen wurden nicht nur Privilegien erteilt, sondern auch bestimmte Pflichten auferlegt. Dieses lehnrechtliche Verhältnis bedeutete, dass das auf Lebenszeit überlassene Lehen auf die Erben überging!

Anm.: Der Hochmeister des Dt. Ritterordens Hermann von Salza erhielt von Kaiser FRIEDRICH II. für den Deutschen Ritterorden den Reichsadler verliehen als Belohnung für die Teilnahme am Kreuzzug 1229. Möglich, dass die Legende von der Verleihung des Reichsadlers an „die Rheiderländer“ damit im Zusammenhang steht, dass die Mutter von Friedrich II. eine Hainault (Hennegau) gewesen ist und von Gottfried von Friesland abstammte: Gisela de France, Tochter von Kaiser Lothar, war verh. mit Gottfried von Friesland. Gottfried wurde  von Karl d. Dicken (+888) mit ganz Friesland belehnt.
 
siehe hierzu auch die 1. Web-Seite „Die tom Brok“



Brookmerland gehörte zur Grafschaft Holland.
Die Kaiser- bzw. Königskronen könnten ebensogut Kaiser Otto IV. und seiner Gemahlin Maria von Brabant
zuzuordnen sein. Maria von Brabant, Witwe von Kaiser Otto IV, war in 2. Ehe verheiratet mit Willem I. Graf von Holland, der 1217-19 ebenfalls Kreuzzugsteilnehmer gewesen war. In Maria von Brabant sind die Häuser Flandern (Bouillon), Sachsen und Holland vereint. Das Haus Flandern stammte ab von Arnulf Graf von Holland und Gent aus dem Stamm von König Gottfried von Haithabu.
Marias Neffe, Wilhelm II. Graf von Holland, wird König von Deutschland (von der päpstl. Partei zum Gegenkönig zu den Staufern Friedrich II. und Konrad IV. gewählt).
Übrigens fällt in jene Zeit auch die 3. Bauphase zum Ausbau der Kirche in Marienhafe zum Dom. Bezeichnend hierfür ist, dass genau in dieser Zeit die Grafen von Holland wie auch die Oldenburger Grafen und Kleriker eine sehr bedeutende Rolle spielten. Mit seinen damals 42 Sandsteinfiguren ist der „Dom“ von St. Marien zweifellos auf das Kreuzfahrertum ausgerichtet gewesen und sollte gewiß Macht verkörpern, die Macht der herrschenden Welfen und ihrer zuständigen Grafen.
(Anmerkungen zum Dom siehe auf dieser Webseite unter der Rubrik „Brookmerland“ – Beitrag „Geschichte“ – Unterpunkt „Dom von St. Marien“)

Da hätten wir also schon die 3 Kronen des Siegels erklärt oder doch nicht?

Anmerkung: Da Ritter Ockos Bruder den Namen Widzelt (Widselt od. Witzelt) führte, entstammte die Familie vermutlich einem alten Wikinger-Königsgeschlecht:  s. Tribes of Widsith – Wikipedia

Der Name Widselt (=Widzelt) scheint zu beruhen auf Widsith. – Wenn das zutrifft, entstammen die tom Brok ursprünglich dem Geschlecht der „Myrging“ von Schleswig-Holstein. Diese Annahme würde übrigens korrelieren mit der Gegebenheit, dass nicht nur der dänische Friesenkönig Redbad bzw. Radbod ebenfalls von dort stammte (König von Haithabu), sondern noch weitere Könige von Haithabu Friesland regierten. Der letzte, den man ermordete, war Gottfried – ein arger Bedrücker.

Die verschiedenen Häuptlingsfamilien waren untereinander sehr eng verwandt und es läßt sich vermuten, dass sie im Grunde denselben Ursprung hatten, nämlich regierenden Wikingergeschlechtern!

Man muss in Betracht ziehen, dass man im Mittelalter in Adelskreisen die eigenen Vorfahren mindestens bis ins 7. Glied benennen konnte. Das war wichtig für Eheschließungen und Allianzen.


Schwedisches Wappen Kopie

Schwedisches Wappen mit Reichsapfel

Möglich wäre also eine Herkunft des Geschlechtes der „ten Broek“ aus dem skandinavischen Raum, denn Friesland wurde lange von Skandinaviern (z. B. König Radbod von Haithabu, Harald Klak, Gottfried) beherrscht. Diese Machthaber hatten ja nicht nur legitime Kinder, sondern meistens auch eine Anzahl illegitimer Kinder, die alle gut verheiratet und versorgt wurden. Überdies waren die Pippiniden/Karolinger verwandt und verschwägert mit dem Hause der Könige von Dänemark etc.

Soll Ritter Ockos Wappen also an die schwedischen Könige aus dem Hause der Folkunger erinnern? Die ‚Folkunger‘ regierten in Schweden 12501363. (Mit dem Gesetz vom 15.05.1908 verfügt Schweden über zwei Staatswappen: das kleine und das große Wappen. Das Kleine Wappen stammt von 1360 und zeigt 3 goldene Kronen in einem blauen Schild. Es erinnert an das Königshaus der Folkunger.) Siehe dazu die Genealogie auf meiner Web-Seite Friesen „Frieslands Herrscher“. Es gibt interessante ‚Verknüpfungen‘ zwischen skandinavischen und fränkischen Herrschern.


D.1 Godefrid (Gottfried) König von Haithabu * ca. 820 (+885) getauft 882

  1. Ehe 882 Gisela, Prinzessin von Lothringen (+ vor 907) To. v. Kaiser Lothar
  2. Ehe mit Mathilda von Friesland *ca. 820

E.1 aus 1. Ehe Ludmilla Ragnhildis (Reginhilde) von Friesland (*ca.858 -)

  • 1.Ehe von Ludmilla mit Rognvald I „Der Weise“ Eysteinsson, Graf von More(Mora) u. Romsdal (Schweden); Jarl von Orkney ca.830-890
  • 2. Ehe on Ludmilla mit Dirc (Dietrich, Theodoric, Theudebert) [So. von Walpert +856]  Herzog v. Sachsen (853 – 920) Graf v. Ringelheim (b.Hannover) (alternativ *ca. 848 – 8.Feb 916-917) – Graf im Kennemerland (Holland)
Rollo vonFalaise komprimiert

Rollo von Falaise

Sohn aus 1. Ehe: Rollo Rognvaldsson (Göngu-Hrólfr), 1. Herzog d. Normandy *ca. 875 Maer-Nord, Trondelag, Norwegen +927 Rouen

  • 1. Ehe von Rollo Rognvaldsson mit Poppa von Valois als ‘Dänische Frau’, (To. von Berengar, Gf. v. Bayeux) *ca. 872 – ) geh.: 891 Frankr. [mit Poppa hatte Rollo bei seinem Tod (+931) 2 Söhne und 2 Töchter
  • F.1 William I (illegitim) (Langschwert, der Eroberer) Herzog der Normandy (*893 – +17 Dez. 942) aus der Verbindung mit Herleva
  • F.2 Adele Prinzessin der Normandie (ca. 897 – nach 14. Okt. 962)
  • F.3 Robert (Gf. v. Corbell = Hautville)
  • F.4 Crespina
  • F.5 Gerletta
  • F.6. (aus 2. Ehe) Tochter: Heilige Mathilda von Ringelheim (Hamalant) Dt. Königin (892 – 14 Mar 968) verh. 909 mit Heinrich I. dem Vogler Kaiser Hl. Röm.Reich; Herzog v. Sachsen (875 – +2. Juli 936), 1. Liudolfinger (Ottonen) eroberte 934 das Land zw. Eider u. Schlei [Heinrich war der So. von Hedwig von Bayern (Edith; Hathui) (ca. 895 – 13.11.912) und Otto Herzog von Sachsen *840 od. 835 Sachsen +12 od. 30.11.912]  [Ottos Eltern: Vater: Ludolph der Große, Herzog von Sachsen (ca.792-864) Mutter: Oda Billung (806-912]
  • G.1 Hedwig von Germany (910 – 10 Mrz. 964-965)
  • G.2 Otto I d. Gr. Kaiser Hl.Röm.Reich (23.11.912 – 7.5.973)

 



Karl I. der Gute, Graf von Flandern entstammt sowohl dem Hs. Flandern als auch dem Königshaus von Dänemark (* um 1085 Dänemark; † 2. März 1127 in Brügge) Er war der Sohn des Königs Knut IV. (der Heilige) von Dänemark und der Adela von Flandern, Tochter von Graf Robert I.

In einem Urkundenbuch (digitalisiert Münchner Staatsbibliothek) fand ich folgendes Bild von Karl dem Guten, Graf von Flandern:

Rechts: altes Wappen von Flandern, von dem manche Hist. glauben, es sei nur Fiktion

wappen-flandern-ko%cc%88nig-knut-hlDer Text geht ein auf Karl d. Guten von Flandern.

image001Man beachte besonders das linke Wappen mit den 3 Kronen. Es zeigt die fam. Verbindungen auf. Wir finden li. oben die 3 Leoparden von Anjou-Plantagenêt, daneben die 3 skandinavischen Kronen und darunter li. Seite den flandrischen Löwen sowie re. daneben einen Drache, vermutl. von Wessex:

Graf Balduin der Kahle von Flandern und Artois heiratete 884 die Prinzessin Aelfrid (*ca 877 +7.6.929), To. von König Alfred von Wessex (Wappen ist der Drache).

Es sind mittig noch einige schwer definierbare Embleme vorhanden, darunter der Ritterschild mit entspr. rt. Streifen sowie Küken, also das Wappen derer von Cuyk. Die sehr belangreichen Herren von Cuyk hatten umfangreichen Allodialbesitz im Gebiet zwischen Lek und Waal, konzentriert am Fluss Linge. – Somit handelt es sich selbstverständlich um Embleme, welche die entspr. Verwandtschaftsstränge aufzeigen.

Karl I. der Gute von Flandern starb ohne Erben; auf Vermittlung von König Ludwig VI. von Frankreich beerbte ihn sein Vetter zweiten Grades, Wilhelm Clito. Wilhelm Clito heiratete 1123 Sibylle, die Tochter seines Verbündeten Fulko V. von Anjou.

Inegred, die Schwester von Karl d. Guten, heiratete Folke den Dicken [ Stammeltern des Hauses der FOLKUNGER ] Die Dynastie der Folkunger regierte von 1250 bis 1363.


 

Ist Ritter Ockos Wappen nun ein Zeichen übersteigerten Selbstbewußtseins? – Wohl kaum, denn damals gab es strenge Wappenregeln.

Fazit: Das Siegel Ritter Ockos eröffnet mehr Rätselfragen als es beantwortet. Es ist einfach zu großartig für einen „kleinen“ Ritter aus dem friesischen Brookmerland! Es muss sehr bedeutende Vorfahren gegeben haben. Ich nehme an dieser Stelle einmal Bezug auf die Prinzen von Frankreich: Dort gab es z. B. Philipp Hurepel. Er war der erste Prinz, der kein Erstgeborener war, der die königlichen Lilien in sein Wappen aufnahm. Ihm folgten alle anderen jüngere Prinzen nach, die damit ihre Zugehörigkeit zur königlichen Familie bekundeten und ihrem Wappen den Turnierkragen hinzugefügt haben. Daraus entwickelte sich das Selbstbewußtsein ‚Prinz von Geblüt‘ zu sein. Das zeigt deutlich die „Gewichtung“ von Wappen und Wappenschmuck. Weil die Zeit der Adelserhebung und Schwertleite vorbei ist, heißt das noch lange nicht, dass man die Vergangenheit für heutige Forschungsarbeiten ignorieren darf. Heraldik ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Forschung und führt weiter und weiter und weiter…

Der Helm drückt auf jeden Fall den kämpfenden Status des Inhabers aus! Da der Topfhelm in der abgebildeten Form anno 1388 schon lange überholt war, ist er möglicherweise von dem Konsul und Bürgermeister von Norden (Olde Keno) in das Wappen übernommen worden, um die uralte Kreuzfahrer-Tradition zu bekunden (Kreuzzug anno 1219 pp. 1269). Kronen kamen in der Heraldik früher in Gebrauch als Gitterhelme. Demnach können die Kronen schon vor Ritter Ocko I aufgenommen worden sein. Es ist ebenfalls noch nicht schlüssig, worauf Kronen und Adler beruhen. Drei Königs-Kronen, das kann nur auf Tatsachen fußen, denn niemand durfte sich willkürlich mit Kronen und Adler schmücken!  Diese Ansicht wird zwar landläufig vertreten, ist aber unzutreffend, zumindest ab dem 13. Jh.! Auch hat Ritter Ockos Adler ganz und gar nichts mit der sog. „Friesischen Feiheit“ zu tun.

1. Der sogenannte „Freiheitsbrief von Karl dem Großen“, welcher König Sigismund als Urkunde eingereicht worden war, war eine Fälschung, was der König wußte, weil sein Vorgänger Ruprecht (1401 gekrönt) die Urkunde verworfen hatte und ferner bekannt war, das Karl der Große keine Privilegien an die Friesen erteilt hatte. Im Gegenteil Karl d. Gr. hatte ihnen sogar das Erbrecht entzogen!  

2. Im September anno 1417, wenige Wochen nach Kenos (II.) Tod, bestätigte König Sigismund zu Konstanz die  „Freiheitsprivilegien“ der Friesen trotzdem, wodurch ihnen Reichsunmittelbarkeit garantiert wurde. Die Vormünder von Ocko II. unterzeichneten die Urkunde nicht. Später war das Ganze sowieso erledigt, weil Ocko II. anstrebte, in den Grafenstand erhoben zu werden.  Jenseits der Ems konnte der „Brief“ aus den unten genannten Gründen ebenfalls nicht vollständig in Kraft getreten, weil es Nachfolgeprobleme mit dem Lehen gab.

3. Fazit: Das Freiheitsprivileg, sprich „Reichsunmittelbarkeit“, wurde lediglich aus politischen Gründen durch Kaiser Sigismund erteilt, und zwar, um selbst direkten Zugriff auf die von England bedrohten frs. Lande zu haben (s. 100-jähr. Krieg zw. England u. Frankreich bzw. Humphrey von England & Jakobäa). König Sigismund wollte Friesland für sich! Die Reichsunmittelbarkeit brachte ihm darüber hinaus etliches an Machtzuwachs und Zins ein. Der Kaiser verlangte selbstverständlich Steuern!

4. Zur Information: Nach dem Tod von Herzog Wilhelm von Bayern, Graf von Holland, Hennegau, Seeland, sollte dessen Tochter Jakobäa nach dem Willen des Vaters das Erbe antreten, aber der König verweigerte das. König Sigismund gab dem Bruder des verstorbenen Herzogs Wilhelm von Bayern, Johann III. von Bayern, das Lehen der Gräfin Jakobäa von Hennegau und plante gleichzeitig die Reichsunmittelbarkeit für Friesland. 1419 verzichtete der Bayernherzog Johann III. (Bruder des verstorbenen Wilhelm) auf die Belehnung, weil sinnigerweise ihm der Rang des Mitregenten in den Provinzen Hennegau, Holland und Seeland eingeräumt wurde.

Achtung! Im Sept. 1417 hatte Sigismund das „Freiheitsprivileg“ erteilt, aber trotz dieses erteilten „Freiheitsprivileges“ gab es eine Belehnung des Bayernherzogs Johann III! War also für die Vertreter der Provinzen überhaupt etwas gewonnen? Wenn ja, dann war das Ergebnis recht bescheiden und wie weit dort die eigene Rechtsprechung denn letztendlich erhalten blieb oder doch das römische Recht griff, muss noch geprüft werden. Friesland wurde stets von Beauftragten des Königs verwaltet. Der König konnte den Vogt oder Konsul selbstverständlich einsetzen; meistens war der „Regent“ ein Graf oder Herzog, dem das Amt übertragen wurde. – Ein Graf ist in dem Sinne kaum etwas anderes als ein Konsul, nur kann ein Konsul keinen Erbanspruch auf das von ihm verwaltete Gebiet stellen. Das kann ein Graf auch nur dann, wenn er sein Lehen als Erblehen erhalten hat.

Das Drama nahm seinen Lauf: Am 21.4.1420 entband die junge Gräfin Jakobäa vom Hennegau (Tochter des verstorbenen Grafen Wilhelm) notgedrungen sämtliche holländischen, seeländischen und friesländischen Untertanen von ihrem Treueeid, den sie ihr gegenüber geleistet hatten! Ihr „feiner“ Gemahl hatte nicht nur seinen Anteil an der Regierung für 12 Jahre an Johann III. von Bayern verpfändet, nein, obendrein setzte er den Bayernherzog Johann III. auch noch als seinen Erben ein. Damit hatte Jakobäas Gemahl ihr das ganze Erbe entzogen, bis auf den Hennegau, auf den er Dank der Ständevertretung keinen Zugriff hatte. – Und der Erbarmungslose Johann III. von Bayern triumphierte mit List und Tücke über seine „tumbe“, kleine Nichte! – Indes, Gräfin Jakobäa wollte nicht kampflos aufgeben. Es gab militärische Auseinandersetzungen wegen des Lehens, auf das Jakobäa nicht verzichten wollte und ihr 2. Gemahl Humphrey von Gloucester aus dem Hause Lancaster gleich gar nicht. Nachdem Humphrey von Gloucester den Hennegau für Jakobäa zurückerobert hatte, siegelte und unterzeichnete er am 3. Januar 1425 mit „Humphrey, durch die Gnade Gottes Sohn, Bruder und Onkel von Königen, Herzog von Gloucester, Graf von Hennegau, Holland, Seeland und Pembroke, Herr von Friesland und Großkämmerer von England“. Humphrey, der Herzog von Gloucester, hatte damit Herzog Johann III. von Bayern in Jakobäas Grafschaft abgesetzt!


Doch welche Vorfahren rechtfertigen diesen prächtigen Wappenschmuck von Ritter Ocko?

Ist eine nahe Verwandtschaft zu dem Hause Anjou möglich? Karl von Anjou ist der Stammvater des älteren Hauses von Anjou, eines Seitenzweiges der französischen Herrscherdynastie der Kapetinger; er war König von Neapel/Sicilien, von Jerusalem und Regent von Frankreich. Interessant ist die Reihenfolge der Herrscher im Königreich Jerusalem: Mit Balduin II endet die Linie der Bouillon und das Haus Anjou tritt die Nachfolge im Königreich Jerusalem an.

Gottfried von Bouillon war der Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne (ca. 1057  Graf von Boulogne +ca. 1080). Gottfrieds Mutter war Ida von Lothringen  (ca. 1040, + 13. 4.1113). Sie war die Tochter von Herzog Gottfried d. Bärtigen von Lothringen aus seiner 1. Ehe mit der DodaIda war die Erbin von Bouillon; Sohn Gottfried wurde Graf von Bouillon und Verdun sowie Markgraf von Antwerpen. Er zog 1080-1084 mit Kaiser Heinrich IV nach Rom und erhielt das Herzogtum Nieder-Lothringen von ihm für seine treuen Dienste 1089, denn Gottfrieds Großvater (Gottfried d. Bärtige), war ja vordem Herzog von Lothringen gewesen.

Balduin IX. Graf von Flandern (*1171  +in Gefangenschaft 11.7.1205) 1. Kaiser des lat. Kaiserreiches von Byzanz (Konstantinopel) (am 16.05.1204 gekrönt). Balduin nahm 1199 das Kreuz und nahm teil am 4. Kreuzzug.  Balduin war verh. mit Marie von Blois-Champagne  Gräfin von Flandern und Hennegau – Lateinische Kaiserin *um 1174-+29.8.1204 Akkon –  Marie war die jüngere Tochter des Grafen Heinrich I. von Blois-Champagne und der Marie von Frankreich, Tochter von König Ludwig VII. – Balduins Bruder Heinrich nahm ebenfalls am Kreuzzug teil, nebst vielen von Adel aus Flandern und Hennegau, namentlich auch Dietrich, ein natürlicher Sohn des früher verstorbenen Grafen Philipp von Flandern. [1261 endet die lat. Herrschaft in Konstantinopel.]

Gab es möglicherweise eine Verwandtschaft der „ten Broek“ zum Hause Bouillon / Hennegau / Flandern oder dem Hause Lancaster? Auch dort könnte man hinreichend Kronen von Vorfahren ermitteln, sogar die kaiserliche Krone der Mathilde, zeitweise auch Königin von England.

Übrigens kommt der Frauenname „Tetta“ auch in der Fam. tom Brok vor. Der Kosename für Mathilde ist u. a. auch Tetta.

Diese Stränge sind jedoch nicht die einzigen, die es zu verfolgen gilt. Nicht zu vergessen sind die Gerolfinger aus dem Hause von König Radbod, ebenso die skandinavischen Könige und jene der Normandy wie z. B. Wilhelm der Eroberer (verwandt mit Gottfried von Boullion), auch Sachsenherrscher haben ihre „Spuren“ hinterlassen. Es gab viele eheliche und uneheliche Kinder, auch etliche, die man nur per Zufall (oder auch gar nicht) aufspürt, so dass die Forschungsarbeit daran noch Jahre in Anspruch nehmen wird und am Ende vermutlich trotz aller Bemühungen zu keinem handfesten Ergebnis führt. Möglicherweise kann man sich jedoch darauf verlassen, dass das Wappen keinen Bastardbalken beinhaltet und somit uneheliche Kinder ausschließt (also nur legitime Erben zu erforschen sind).

Anm.: 1281/84 enthält das „Oorkondenboek van Holland en Zeeland“ („bewerkt door James de Fremery“ 1901) auf Seite 176 bzgl. einer Grundstücksteilung den Vermerk „ghedeilt mit haren Arst van den Broke“ (geteilt mit Herrn Arst van den Broke).
Auf Seite 181 wird genannt „Nanne Alout, haren Willems sone uten Broke in Thedingh (Kloster Thedingen) ambacht“ (Herrn Willems Sohn aus Broke in Thedingen).  Seite 177 u. 187 unter No. 119 finden wir Otte uten Broke und auf Seite 184 unter No. 158 Alebrecht van Ockenberghe, Seite 189 Theodericus, filius domini Theoderici ex Broeke (Koseformen für Theodericus sind u.a.: Dirk od. die lat. Form „Tirlingus“ od. Thierry –  ein Sohn von Ocko I. wurde Priester und hatte den Namen Tirlingus), Seite 208 No.218 „Willem uten Broke“.  Auch Ritter Ockos Großvater hieß Wilhelm, denn der Name „Hilmer“ ist lediglich eine Koseform von Wilhelm, ebenso wie „Ihmel'“. Möglicherweise ist jener „Willem uten Broke“ sogar der Großvater von Ritter Ocko gewesen.
– Die Beurkundungen dieser Landtausche bzw. -verkäufe erfolgten durch Graf Floris V. „comes  Hollandie et Zelandie et dominus Frisie“.
 
Kinder wurden u. a. nach den jeweiligen Paten benannt. Zuerst fanden die Namen der Eltern des Vaters Verwendung, dann jene von den Eltern der Mutter und schließlich diejenigen der Paten und der übrigen Familienmitglieder wie auch der Großeltern, Urgroßeltern pp. Der Name Ocko ist eine Form von Otte oder Otto  (Dr. van Lengen, Ostfrs. Landschaft). Auch hier also führt eine Linie nach Holland und Zeeland. Auch Frauennamen Ada (=Adela), Aelborg (=Elbrig) und Doda (= Mutter von Gottfried IV. d. Buckligen)  sind in ähnlicher Form im Hause Flandern nachweisbar.
Herzog Gottfried IV. (+ 26. 02. 1076) war eine der wichtigsten und zuverlässigsten Stütze Kaiser HEINRICHS IV. Er gewann Holland und schlug mit den sächsischen Aufstand nieder. Seine Gemahlin wurde eine der wichtigsten Stützen der päpstlichen Seite. Aus diesem Grunde lebten die Ehegatten getrennt. Da die Ehe kinderlos war, setzte Gottfried seinen Neffen Gottfried von Bouillon zum Erben ein.
 
 Wappen Ocko tom Brook

Umschrift des Siegels von Ritter Ocko:

Militis in Brokes Doni Ockonis

 Militis“ heißt „Ritter“. „Doni“ zeigt die Zugehörigkeit zu einem Orden, dem Ocko (möglicherweise) sich selbst und einige seiner Güter übereignet hatte. Vermutlich ist das der Orden „Cavalieri del Nodo“ gewesen, jener Orden der Ritter des Knotens vom Heiligen Geist – Schützer des Heiligen Landes, Schützer Jerusalems. Dieser Orden war 1352 gegründet worden von Ludwig von Anjou-Tarent, dem 2. Gemahl der Königin Johanna von Neapel, die Ocko lt. Überlieferung zum Ritter erhoben hat. Die Zahl der Ordensmitglieder war anfangs begrenzt auf 66 Ritter. Eine Erhebung zum Ritter dieses Ordens stellte also eine gewaltige Ehre dar!

Ein wichtiger Hinweis: die damalige Reichsgesetzgebung erlaubte es nur einem Ritter oder einem ritterbürtigen Mann, Lehnnehmer zu werden, denn Geburtsadel zählte nicht. Somit kann man davon ausgehen, dass diese Erhebung zum Ritter als Unterstützung der Königin von Neapel zu werten ist und zwar bezüglich Ockos Erbauseinandersetzung nach dem Tod seines Bruders Ihmel. Wegen dieses Erbstreites musste er den Dienst bei der Königin quittieren und heimkehren. Durch den Tod des Herzogs von Geldern war jedoch der Lehnherr der „tom Broek“ verstorben und aufgrund des damaligen Erbfolgekrieges in Geldern gab es noch keinen neuen Lehnherrn. Diese Konstellation mag dazu beigetragen haben, dass Ocko mit Folkmar Allena aneinander geriet, der sich Chancen auf das Lehngut ausrechnete. Folkmar Allena – als Ehemann und Vormund von Ockos Nichte Adda – machte Ocko das Erbe streitig! Folkmar Allena entstammte wohl altem Geburtsadel, konnte aber keinen Ritterbrief vorweisen. Diesen Brief erhielt nun Ocko tom Brok. Damit konnte er das Lehen empfangen. Eine taktische Maßnahme, die Folkmar Allena als Anspruchsteller ausschalten sollte. Der scherte sich aber nicht darum und forderte das Erbe gerichtlich ein. Erbberechtig waren nämlich auch Töchter und somit stand der Tochter Adda des verstorbenen Ihmel (Bruder von Ritter Ocko) das Erbe zu. Ocko wurde zwar sachfällig, hielt die Erbschaft von Adda aber trotz des richterlichen Urteils an sich. Es kam daher 1378 zur Schlacht bei Loppersum.


Vermutlich residierte Ocko in Italien auf der Villa am Friesenfelsen nahe des Castells Nuovo (heute ein bekannter Garten, das Haus existiert nicht mehr) mit seinem Hausstaat. Hierzu gehörte eventuell sogar auch seine Ehefrau Foelke, da es üblich war, die Ehefrauen sogar mit auf die Kreuzzüge zu nehmen. Gemäß einer aufgefundenen Urkunde aus dem Vatikan hatte Ocko Plenarablass (Ostfr. UB S. 35 No.135/6 – Papst Gregor XI.) für sich und seine Ehefrau Foelke gekauft und zwar im Juni 1377. Allerdings ist das Alter von Foelke dadurch nicht zu ermitteln. Mädchen wurden ja häufig bereits mit 12 Jahren  verheiratet. (Manche Kinder wurden sogar schon als Säuglinge versprochen.) Nachwuchs hat es bei Ocko 1377 anscheinend noch nicht gegeben, da keine Kinder in den Plenarablaß einbezogen worden sind. Überdies war Ockos Sohn und Nachfolger bei Ockos Tod 1389 noch minderjährig, also noch keine 15 J. alt – die Regierungsübernahme durch Keno II. erfolgte erst 1399. – Man kann aber vermuten, dass Ritter Ockos Schwestern wohl kaum die gefährliche Reise nach Neapel unternommen hätten, um ihren Bruder heimzuholen, wenn Ockos Frau Foelke in Ostfriesland gelebt hätte. Zumindest findet Foelke keine Erwähnung, weder als Reisebegleitung, noch als Gattin, die in der Heimat auf die Heimkehr ihres Gemahls wartet. Das läßt evtl. sogar den Schluß zu, dass das Paar erst 1377 geheiratet hat, da Plenarablaß häufig sofort nach der Eheschließung eingeholt wurde.

Wozu ein Plenarablaß für Ocko und seine Frau? – Ritter Ocko hatte sicherlich guten Grund, Ablaß zu erlangen. Vermutlich verursachten die blutigen Gemetzel schwere Alpträume. Aber nicht genug mit dem Ablaß,  stiftete Ocko überdies zusammen mit anderen Häuptlingen ein Kloster. – Eine großartige Tat! Nicht jeder dahergelaufene Mensch  – war er auch noch so reich – durfte ein Kloster gründen. Da waren nicht nur die Konvente mit ihren Äbten zu überzeugen, sondern auch Institutionen wie Bischof und Papst. Dass überdies Foelkes Schwester Hebe Äbtissin wurde, läßt den gewaltigen Einfluß von Ritter Ocko und seinen Partnern erkennen. Vielleicht deutet dies aber auch noch besonders auf die Herkunft von Ockos Mutter hin, die als Ocka von Nesse (Dollart) eine Oczinga gewesen ist. Die Ehefrau von Keno Hilmerisna (Keno ca.1305*? 1376+) – Ocka von Nesse – könnte eine Schwester von Evenardus Oczingha gewesen sein.  Evenardus Oczingha wird am 26. November 1371  bzgl. eines Plenarablasses für sich und seine Frau Hyma genannt (Ostfrs. Urk.B. III S.33 No.128). Ein Kind wird nicht erwähnt und somit kann man daraus schließen, dass die Eheschließung kurz zuvor erfolgt ist.

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass Kene von Norden (ca. 1240 (?)  +1309/10) die Erbin von Visquard und Dykhusen geehelicht hatte. Der Grund und Boden für das Kloster Dickhusen (Dykhusen) bei Visquard, die sog. Margareten-Kapelle, gehörte nämlich vormals Edzard Circsenas Großmutter Etta (Tochter von Sibrand Olbrandsna, Schwägerin des o.g. Kene Kenisna von Norden).


1377 wurde das Kloster Dickhuisen (Dykhusen) gestiftet:

Wo und wanner dat cloester to Dickhuisen und van weme idt gestifftes sy“

<über der Seite steht die Jahreszahl 1378. Dieser Abschnitt steht im Emder Jahrbuch schon früher auf Seite 146, über die der Chronist Eggerik Beninga die Jahreszahl 1377 schrieb>

Nach der geboert Christi 1378 <Emd.: „Anno Christi 1377 tor tyt Innocentij 6. Des pawestes und Caroli 4. Des Keysers“> hebben itliche oevetlinge in Oistfriedlandt, noemptlich Ocko tom Broeke (Emd.: „ridder Ocko tom Broke“), Folckmer Allena to Oisterhuisen und Haro Ailtz to Grote Valderen, hoevetlinge, geordineert und gestichtiget dat cloester to Dickhuisen by Viswart in Emslandt gelegen, und ock lande darto gegeven. Und hebben dar susteren van Reide ingesettet. Und is gescheen mit breve und zegell de susteren begavet, dat se das cloester Dickhusen under ere bescharming annemen. Dat also by pawst Innocentij 6. und keiser Venselai, Caroli 4. Soen, tiden up Lucien dach (Anm.: der Lucientag ist der 13. Dezember) gescheen is.

Wenn die Klostergründung wirklich in das Jahr 1378 gesetzt werden müsste, so wäre diese Angabe unrichtig, denn Innozenz VI war Papst 1352-1362.

Im Jahre 1378 waren folgende Männer Päpste: Gregor XI 1370 bis 1378 und die beiden Schismatiker Urban VI (in Rom) 13781389 und Clemens VI (Avignon) 1378 – 1394. Papst Gregor XI., ursprünglich Pierre Roger de Beaufort, starb bereits am 27. März 1378. Er kehrte 1377 von Avignon nach Rom zurück. – Gregors Nachfolger, gewählt am 8. April 1378, war Bartolomeo Prignano als Urban VI, der ehemalige Beichtvater der Königin Johanna von Neapel. Diesen kannte Ritter Ocko vermutlich sehr gut. Andererseits wird Ocko Papst Gregor ebenfalls persönlich begegnet sein, da Königin Johanna dem Papst einen Begleitschutz zur Verfügung gestellt hatte, der Gregor XI. von Avignon nach Rom eskortierte.

Wenzel von Böhmen, der Luxemburger, regierte 1378 –1400; vorher Carl IV (gestorb. 29.11.1378 im Alter von 62 Jahren) wie im Emd. Jahrbuch geschrieben. Das Kloster wird 1377 in Angriff genommen und 1378 fertiggestellt worden sein. Danach spitzte sich der Erbschaftsstreit zu.


 (Bitte beachten: Beningas Jahreszahl ist nicht korrekt. Ritter Ocko muss schon 1377 zurückgekommen sein, weil Beninga selbst die Gründung des Klosters Dykhusen auf den 13. Dez. 1377 datiert.)

Der Chronist Eggerik Beninga schreibt: „Wo ridder Ocko myt synen beiden susteren ut Neapolis weder in Friedlandt gekamen ist“

Asno na de geboert Christi 1378, als nu de beiden susteren Elborch und Dode mit oren broede Ocken, den de koninginne umme syn menliche dade to ridder hadde laten slaen, weder in Frieslandt gekamen, des sick vele der frunschup erfrouwet, in vorhaepenunge, he schulde synes broder kindt er vaderliche arve und gueder guitwillich hebenn volgen laten, so hefft danoch Folkmar Allena van wegen syner huisfruwen Adden, wes or van oren vader des naturlichen vals angearvet, mit aller fruntlicher erbetunge van genanten ridder Ocken in der guide gevordert, welck genante ridder Ocko vor erste geweigert. Darna hefft Folckmer Allena to vele malen dorch de mande frunde fruntlicher wise anlagen laten, alles unbaetlich. Hefft tum latesten na beschreven lantrecht one mit rechte bespraken. Ist ridder Ocko dannoch baven erkentenisse des rechtes geweltlich in der heerlicheiden, arve und guider sitten bleven.

Die Schlacht bei Loppersum (siehe Ubbo Emmius S.215) fand zwischen dem 15.8.1379 und dem 02.12.1379 statt, denn noch am 15.8.1379 (Montag Maria Himmelfahrt) musste Luppoldus (Luippe), ein Oberster des Convents und Klosters Dickhusen (Dykhusen), vor Ritter Occo tom Brok und Folkmar Allena zu Osterhusen von Aufbau und Abgaben des Klosters Dickhusen Rechenschaft ablegen.


Wo een twist dorch een billick tusschen Ailt Allena to Osterhusen und Ocka Haren, hoevetlinges to Valderen dochter, unter de frunschup bygelecht unde vordragen, als de volgende copia wider darvan meldet

(Ocka Haren bedeutet „Haros Tochter Ocka“; Haro ist ein Kosename für „Harald“)

Dieser Vergleich ist im Ostfriesischen Urkundenbuch I. Nr.137 abgedruckt und hat folgenden Inhalt: Folckmarus Allena, Häuptling zu Oisterhuisen, und Habbo und Enno, Vizedekane in Hinte, beurkunden die Absprache einer Ehe zwischen Ayelt Allena (Ayelt wurde 1409 wegen Hochverrat und Aufnahme von Piraten durch Keno II zum Tode verurteilt u. hingerichtet) zu Oisterhusen und Ocka, Tochter des Haro Ayelts und der Elbrig tom Brook, Häuptlinge zu Grote Valderen, womit die Fehde zwischen Haro Ayelts und Folkmar Allena beigelegt ist. Siegelankündigung der Aussteller; Enno benutzt das Siegel des Habbo von der Westerburg (Foelkes Bruder) mit. Datum in Oisterhuisen anno Domini dusent drehundert negen und soventich den derden dach na S. Andreas apostoli dach (2. Dez. – Freitag 1379)


Zurück zu den Vorgängen in Neapel

Beninga P. 152„…derhalven hebben sick de beiden gesusteren mit oren freschen clederen und gesmuck up de reise na dat koningrike Neapolis gegeven. Als se nu by oren broeder Ocken sint gekamen, hebben se mit gantzen ernst und flyt angelanget und alle gelegenheit in de Frieslande mundtlichen underrichtet und vorstendiget. Als nu de koninghinne hefft gehoert, dat den genanten Ocken twe susteren ut de Frieslande, umme one to haelen, weren nagekamen, so hefft de koninghinne een sunderlinck vorlangent na de sulvigen personen und de frombde gesmucke der clederen gehadt. Und als nu genante Occo syne beiden susteren to der koninghinne heft gevoert, hebben se na erbedinge mit gantzen flit an koninchynne, um oren broeder mede in Friedland to trecken, gesoliciteert, welch one vor erste nicht wulde gelingen, dat er beden muchten vorhoert weerden. Als nu de beiden susteren vormercket de grote tonegine, so de koninghynne to oren broeder Ocken gehadt, heben de beiden susteren (184b – über der Seite steht die Jahreszahl 1377) enen raedt by sick beacht, dewile se oren broder mede wedeerumme to tehen bewilliget. Und heben der koninchynnen laten vorgeven, wo or broeder, er he ut Friedlandt getaegen, sick an ene junffer in Friesland hadde vorstricket. Als de koninghynne dat hoerde, ist se seer drovich gewurden und hefft sick or gelaet vorandert und hefft den beiden fruwen gefraget: wo een broeder in frescher sprake genoempt wurde? Se hebben der koninghinnen darup geantwordt: he wurde das genoempt een Boynck. Als sulches der koninghynne gehoert, und dat he sick rede in Friedlandt vorstricket, hefft se one vorloevet, und dewile genante Ocke eren konick ock darna by oren tyden sick erlichen taegen oren vianden gebruiket, hefft se one to ridder laten slaen, und mit groten geschenck one und syne susteren begnadet, und hefft tor ewiger gedeechteniße und momorie sulveren penninge darup munten laten, den penninck den namen gegeven, dat de stedes Boyocken schulde genoempt weerden, welcker penninge und munte noch huitigen dages in Neapolis und gantz Italien gangber sinnen.“

Die Königin Johanna soll also sehr traurig geworden sein, als sie davon hörte, das Ocko sich „vorstricket“ hatte. Dieser Ausdruck wird als „verliebt“ interpretiert. Er bedeutet jedoch im  Sprachgebrauch der Justiz des 14. Jh., dass eine Erbauseinandersetzung im Gange war. Zugegeben, die Traurigkeit kann eine Ausschmückung von Beninga sein, jedoch lassen die damaligen Fakten anderes vermuten. Königin Johanna war vermutlich auf Ockos Zuverlässigkeit und Treue angewiesen (sie wurde schon wenige Jahre später + 27.7.1382 ermordet) und sie musste ihn freigeben wegen eines Erbes. – Eine lächerliche „Verliebtheit“ hätte sie ignorieren können, die Auseinandersetzung wegen eines Erbes, wo es nicht nur um große Landgebiete ging, sondern auch um Machtausübung, konnte sie nicht beiseite schieben, denn Ockos jüngerer Bruder Ihmel war – wie bereits oben angeführt – durch einen Reitunfall ums Leben gekommen – Ocko wollte Amtsnachfolger werden! Die Königin mußte ihn aus dem Vertrag und somit aus ihren Diensten entlassen. Insofern ist es wohl nicht verwunderlich, wenn sie das bedauerte.

Als älterer Sohn von Keno Hilmerisna hatte Ocko tom Brok an sich keinen Erbanspruch, denn Sitte und Recht geboten, dass der jüngste Sohn der Erbe war, wobei anscheinend in diesem Falle auch noch ein Sohn Keno aus der Ehe seines Bruders Ihmel vorhanden gewesen war, der aber wohl nach 1372 verstorben ist (Plenarablaß für Ihmel tom Brok und seine Frau Hebe – Ostfr. UB III S.33 No.128).

Wiarda schreibt, dass ein „Keno Kenesna“ 1377 zusammen mit anderen Häuptlingen auf der Itzinga-Burg in Linteln (bei Norden) ermordet worden ist. – Wiarda geht davon aus, dass es sich dabei um den alten Keno Kenesna handelte. Rein rechnerisch kann es kaum zutreffen, dass dieser Mann 1377 ermordet wurde. Ockos Plenarablaß aus dem Jahre 1377 läßt eher vermuten, dass Keno, der Sohn von Ockos Bruder Ihmel gewesen ist, der 1377 ermordet wurde. Der alte Keno wäre zu diesem Zeitpunkt mind. unwahrscheinliche 102 Jahre alt gewesen, denn zum Richter konnte man erst mit 25 Jahren aufsteigen. Keno Kenesna wurde aber bereits 1300 und 1310 als Richter genannt, davor wird sein Vater als Richter und Vogt erwähnt. Keno Kenesna hätte demnach also mind. ca. 1275 das Licht der Welt erblicken müssen, wenn nicht gar früher.

Eine „Amtsübernahme“ nach Ihmels Tod durch Ihmels Sohn Keno würde auch erklären, warum Ritter Ocko erst 5 Jahre nach dem Ableben seines Bruders Ihmel (dieser starb 24.06.1372) in die Heimat zurückkehrte. Ihmels Sohn Keno war beim Tode seines Vaters Ihmel vermutlich minderjährig und wurde von einem Vormund vertreten. Hebe, Ihmels Ehefrau, war möglicherweise die Schwester des Häuptlings Everhard Itzinga von Norden, der bereits 1372 ermordet wurde. Dieser Everhard Itzinga wurde genannt „advocati, capitales und Voigt“  d. i. Friedensrichter, Häuptling und Vogt.

Anm.: Das Eheverbot im 11. Jahrhundert galt normalerweise bis in den 7. Grad der Blutsverwandtschaft hinein. Nebenbei stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob Ockos Gemahlin Foelke tatsächlich die Schwester der Hebe Itzinga gewesen ist, da sie als „Foelke Kampana“ von Hinte in die Geschichte eingegangen ist und nicht als Foelke Itzinga. Der Name „Kampana“ deutet darauf hin, dass sie entweder die Gemahlin bzw. Witwe oder die Tochter eines „Kampo“ gewesen ist. „Kampo“ ist an sich kein Vorname, sondern die Bezeichnung für einen Milizführer. Diesen „Namen“ gab es naturgemäß häufiger, z. B. Kampo von Emden, den Bruder des Luiward Abdena. Auch findet ein Kampo von Hinte Erwähnung, der zuletzt 1356 genannt wird. Möglicherweise ist jener Kampo der Vater von Foelke und Hebe gewesen, dann wäre Foelke bei Erteilung des Plenarablasses mind. 20 Jahre alt gewesen (Foelkes Geburt wäre dannach spät. 1357 gewesen – Plenarablaß 1377.)

Diese Frage stellt sich u.a. auch, weil Ockos Sohn Keno eine Tochter von Everhard Itzinga d.Ä. geehelicht hat. Das wäre eine sehr enge Verwandtschaft, nämlich Base und Vetter: Adda Itzinga, Ehefrau von Keno II. , war die Tochter von Everhard Itzinga dem Älteren. Dass dieser Eberhard Itzinga tatsächlich der Bruder von Kenos Mutter Foelke gewesen ist, scheint mir sehr fraglich.


Vermutlich war Ocko schon in jungen Jahren nach Neapel in die Ausbildung (als Knappe?) gegeben worden. – Ist Ocko am Hof von Neapel gar Leibgardist der Königin gewesen? Im Mittelalter waren Leibwachen die einzigen stehenden Truppen eines Fürsten. – Aber warum der Hof von Neapel? Warum gerade Anjou und nicht z. B. Braunschweig? Das legt eine enge Beziehung zu den Anjou nahe, evtl. sogar Verwandtschaft, besaß das Königshaus Anjou doch normannische Wurzeln, und niemand weiß bisher, ob dies bei den tom Brok ebenfalls der Fall gewesen ist.

Ockos Adlerwappen weist u. U. auf Flandern hin, deren Grafen ebenfalls normannischen Ursprungs waren. – Das alte Wappen von Flandern führt ebenfalls einen Adler im Schild.

Das Wappen der Arnsberger Grafen (vormals Werl) zeigte ursprünglich einen goldbewehrten silbernen Adler auf rotem Feld. Da von dort Eheschließungen zum Hause ANJOU  sowie den Grafen von Flandern erfolgt sind, kann evtl. davon ausgegangen werden, dass das Geschlecht von Ocko tom Brok einer Linie der Grafen von Werl entstammt:

Dietrich von Elsaß (=Dietrich von Lothringen: Nachfolger von Wilhelm Clito (Prinz) als Graf von Flandern 1128-1168) *ca. 1100, +17.01.1168 heiratete Sybille von Anjou, *ca. 1106, gestorben 1165 in Jerusalem. Sybille von Anjou war zuvor mit Wilhelm Clito (Enkel von Wilhelm d. Eroberer und Mathilde von Flandern) verheiratet gewesen. Heinrich I. setzte jedoch die kirchliche Annullierung dieser für ihn gefährlichen Ehe durch.

Info: Graf Fulco V. von Anjou gab Wilhelm Clito seine Tochter Sybille mit der Grafschaft Maine als Mitgift zur Gemahlin. Als Lehnsherr der Grafschaft Flandern ließ König Ludwig VI. von Frankreich am 23. März 1127 Wilhelm Clito  durch die Landesbewohner zum Grafen von Flandern wählen und belehnte ihn mit der Grafschaft.  Wilhelm Clito starb kinderlos in der Schlacht bei Alost am 21. Juni 1128 an einer Kriegsverletzung.

Zur Erinnerung: Keno (der Alte) soll 1269 zum „Obersten“ gemacht worden sein von König Karl von Anjou, dem frz. König. Das könnte das Amt des persönlichen Heerführers (Leibregiment) gewesen sein. Ein ehrenvolleres Amt gab es nicht bei Hofe und in solch ein Amt wurde oft ein Verwandter erhoben. Auch wurden solche Ämter überwiegend vererbt! Dies, zumal Inhaber solcher und ähnlicher Ämter auch als „Geiseln“ angesehen wurden. Diese Personen waren u. U. nützlich als Druckmittel bei Umsturzversuchen. Wenn Ocko im Ursprung dem Hause Flandern/Brabant angehörte (Balduin war der 1. Kaiser des lat. Kaisereiches), so könnte Ocko traditionsgemäß aus diesem Grunde der Königin Johanna von Anjou gedient haben, denn Fulko von Anjou (frz. Foulques)  (*1092; +13.11.1144 in Akkon) folgte den Herrschern aus dem Hause Brabant auf den Thron.

Meines Erachtens ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Grafen von Werl zu den Vorfahren der tom Brok zählen, da im Westerbrok von Groningen einige Namen urkundlich genannt sind, die auf die tom Brok von Norden/Brookmerland hinweisen: Die Grafen von Werl waren mit den Saliern sowie dem Königshaus von Burgund verwandt. Es gab auch verwandtschaftliche Verbindungen mit Kaiser Friedrich I. und Lothar III.

Die 3 Kronen als Helmschmuck in Ritter Ockos Siegel könnten durchaus auf diese Herkunft hinweisen, trotz Aufteilung der Werler Grafschaften bzw. Entzug des Lehens wegen Rebellion. Die Grafen von Werl besaßen gewaltige Alloden und insofern ist es durchaus denkbar, dass davon einiges in der Hand der Familie geblieben ist.

Rudolf (-Ludolf / Liudolf)   Graf von Werl u. Graf im Groningerland 1040       
ca 982/86-12.7. um 1044

2. Sohn des Grafen Hermann I. von Werl und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad; Stiefbruder der Kaiserin Gisela, Cousin des Königs HEINRICH II. und Neffe des König Rudolfs III. von Burgund

Der letzte der männl. Linie war allerdings Friedrich von Arnsberg (* um 1075, genannt der Streitbare). Er starb am 11. Febr.1124.

Mit dem Tod Friedrichs erlosch das Haus der Grafen von Werl-Arnsberg. Das Erbe trat Gottfried von Cuyk an, der zweite Ehemann der Tochter Ida, der zum Stammvater der jüngeren Linie der Grafen von Arnsberg wurde. Das sehr belangreiche Haus Cuyk war u.a. verwandt mit dem Haus der Grafen von Flandern.



 

– Während etlicher Jahre investierte Ocko vermutlich viel Zeit und Kraft für „seine“ Königin Johanna von Anjou. Vielleicht stand er nicht nur als verlässlicher Heerführer seinen Mann, sondern bewährte sich sogar bei verschiedenen diplomatischen Missionen? Erwarb er sich dort besondere Verdienste? War er womöglich sogar daran beteiligt, die Streitigkeiten zwischen Papst und Königin zu schlichten und Frieden zu vermitteln? Könnte das die ehrenvolle Erhebung zum Ritter begründen? – Sicher scheint, dass Ocko mehrsprachig gewesen sein muss. Am Hofe wurde neben der italienischen Sprache natürlich französich und vermutlich auch friesisch und sogar arabisch gesprochen. Am Hofe von Anjou tummelte sich ein Vielvölkergeschmisch. – Die Legende vom „adeligen Analphabeten“ trifft bei Ocko tom Brok sicher nicht zu. Am Hofe von Neapel wurde BILDUNG groß geschrieben. Und es ist überliefert, dass Ritter Ockos Sohn Tirlingus (lat. Form von Dietrich) zumindest Baccalaureus (d.i. Bachelor) gewesen ist, und Tirlingus war nicht der einzige Geistliche in der Familie, da den tom Brok seit „ewigen Zeiten“ ein Stuhl als Domherr zustand. Es gab auch damals schon verschiedene Abstufungen des Studiums. Geistliche mussten ein Studium absolvieren, ebenfalls wie auch Richter ein Jurastudium (bereits verfügt in der Römerzeit, wenn auch nicht unbedingt durchsetzbar) nachweisen mussten, denn ohne dies konnte man weder ins Richteramt aufsteigen, noch ein wichtiges geistliches Amt bekleiden.

Ocko tom Brok muss „große Taten“ vollbracht haben, um derart ehrenvoll in den Ritterstand erhoben worden zu sein und überdies wurden zu seiner Ehre sogar Münzen geprägt mit seinem Bilde darauf!

Bei der Audienz hatte die Königin die Schwestern gefragt, wie Occo in seiner Heimat genannt würde, so steht es in den Annalen. Sie antworteten „Boynck“. Zu seinem Andenken ließ sie eine goldene Münze schlagen, die Boyncken oder auch Boy-Ocken genannt und lange Jahre soll sie in Italien im Umlauf gewesen sein. – Anm.:Boyn“ hieß damals ein junger Herr, ein Junker, auch ein begüteter Erbgesessener.

Sicher scheint es jedenfalls zu sein, dass Ritter Ocko nicht zu jenen vagabundierenden, erpresserischen Heerführern zählte, die damals von einem Dienstherrn zum andern wechselten, wie John Hawkwood es tat, der letztendlich sogar eine Tochter des Herzogs Visconti von Mailand heiratete, denn Ocko ist nicht genannt, wie ich bislang ermitteln konnte, was natürlich auch andere Ursachen haben kann.

Übrigens gab es im byzantinischen Kaiserreich eine Friesengarde zum persönlichen Schutz des Kaisers. Wie oben bereits dargelegt, stammte der 1. Kaiser des lat. Kaiserreiches von Konstantinopel aus dem Hause der Grafen von Flandern und zwar war dies Balduin IX. Graf von Flandern. Er starb nach einem verlorenen Krieg in Gefangenschaft 11.7.1205. Die Friesengarde ist von den Anjou übernommen worden (Nachweis ist momentan nicht greifbar – ich werde das eruieren), denn König Karl I. von Anjou war durchaus ambitioniert, das Amt des Kaisers von Konstantinopel anzutreten. Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geschehen können, aber diese Garde hat noch lange weiter existiert und wird auch in Neapel/Sizilien ihre Funktion als Schutzgarde beibehalten haben wie zuvor in Konstantinopel. Ritter Ocko könnte dort eine führende Position inne gehabt haben. (Ich erinnere in diesem Kontext nur an den berühmten Friesenfelsen nahe des Königs-Castells von Neapel!)

Die Münzen von Ritter Ocko I. haben über den Adlerflügeln Punkte oder Sterne, der Adler seines Sohnes Keno trägt in dessen Siegel eine Krone auf dem Kopf, auf seinen Münzen sind die Kronen durch Flügelansätze angedeutet.


 

Aurich_(Merian)

Burg und Wallanlagen Aurich Merian 1632

 


Ornat der Ritter „del Nodo“: Weißer Ordensmantel mit dem seidenen Knoten, dem Zeichen des Ritterorden auf dem Platz des Herzens. Dort ist der Mantel mit aufsteigenden Flammen bestickt, zum Lobe des Heiligen Geistes. Unter dem Ordenszeichen ist der Schriftzug eingestickt: „Se Dieux plaist“. Der weiße Knoten an seidener Kordel, dem Zeichen der Trauer um den Tod Christi, schmückt auch das Schwertgehänge der Ritter. Weiß war die Farbe der Trauer, nicht schwarz, aber zu besonderen Anlässen wurden auch schwarze Ordensmäntel getragen. Der Kreuzzugsgedanke war auch im Hause Anjou tief verwurzelt.

Statut de l’Ordre du Saint-Esprit au droit désir ou du noeud, institué à Naples en 1352 par Louis d’Anjou, par le Comte Horace de Viel-Castel, Paris 1853. Ganz facsimiliert.

s. auch: Jean, Sire de Joinville, Histoire de Saint Louis. Texte original du 14. siècle, accompagné d’une traduction en Français moderne, par M. Natalis de Wailly. 2. éd. mit Facs., Miniaturen etc. Paris 1874.

t-online.de/home/Rauner/wattenbach


AutogrammkarteGunda

Gunda von Dehn

 

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 letzte Änderung 11. Nov. 2019