Die Olde Burg 

friesisches Wasserschloss3

Friesisches Wasserschloss

Verstummt die Meereswogen sind,
die auf den Strand einst liefen.
Verflossen Ruhm und Ehr und Macht,
verschwunden ist die hehre Pracht,
kein Stein ist auf dem andern.
Sie steht nicht mehr – die Olde Borg,
doch lebt im Friesenvolke fort
der edle Stamm derer ‚tom Brok‘.


 


Oldeborg (Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, Bd. 66 (2) 1997)

Bei der Verlegung der Kanalisation in Oldeborg, die von den Planungsbehörden nicht gemeldet worden war, konnte dank einer privaten Mitteilung in der Burgstraße sporadisch einzelne Bodenprofile im Verlauf des Kanalgrabens dokumentiert werden.

Die Lohne im Westen Oldeborgs, wo vermutlich die Hauptbefestigung der Burganlage liegen müßte, war leider bereits verrohrt. Das Profil in der Burgstraße zeigte verschiedene Auftrags- bzw. Verfüllschichten, die bis auf den gewachsenen Boden mit Backsteinbröckchen und mehr oder weniger Schutt durchsetzt waren. Mauerfundamente wurden durch den Bau angeblich nicht freigelegt. – Ein Brunnen aus Torfsoden mit hölzernem Unterbau wurde nach Aussage der Bauarbeiter angeschnitten, aber nicht gemeldet. – Der Aushub aus den beiden Straßen wurde getrennt gelagert. Im Aushub der Burgstraße fand sich überwiegend neuzeitlicher Siedlungsschutt, darunter mehrere Lederreste, handgefertigte Schuhe, eine gedrechselte Holzschale, Steine im Klosterformat und die unregelmäßig gestochenen Soden des Torfbrunnens. Die ältesten datierbaren Funde stammen aus der Lohne und gehören zu spätmittelalterlichen Kugeltöpfen F,FV:OL:FM: unbekannt. (R.Stutzke) Ferner fand dort man eine Steinkugel (Wurfgeschoß).

Onno Klopp schreibt in seiner Geschichte Ostfrieslands: „Am westlichen Ende des jetzigen Dorfes Oldeborg im Brookmerlande, links von dem Wege, der nach Veenhusen geht, erkennt man noch heute eine ehemalige Burgstelle mit Vertiefungen rund umher, den Überbleibseln des alten Grabens. Die Burg, auch selber Oldeborg genannt, 40 Schritt lang und ebenso breit, war im 14. Jahrhundert der Stammsitz des mächtigen Hauses ten Brok, welches für ein halbes Jahrhundert der Angelpunkt der ostfriesischen Geschichte war.“ (Geschichte Ostfrieslands Rümpler, Hannover 1854-1858. Band 1, S. 168)


Ein Wort zu der sogenannten Furt im Hafenbecken: Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um eine restlichen Deichanlage handelt und nicht um eine Furt mitten durch den Hafen.

Die Olde Borg stand auf dem Sandrücken und zwar laut Bericht aus dem 19. Jh. direkt auf einer Abbruchkante. Es schob sich die Leybucht vor. Vor der Burg entstand ein Kolk (vom Meer ausgespülte Bucht). Als dieser bis an die Olde Borg reichte, stand die Olde Borg direkt auf der Abbruchkante, auf der sog. „Hohen Lucht“ (= das hohe Licht; vermutlich ein Leuchtturm für die Hafeneinfahrt), heute „Lohne“ genannt.

Um die auf der Abbruchkante stehende Burg vor dem Einsturz zu schützen, musste der Ausspülung durch Ebbe und Flut vor der Burg Einhalt geboten werden und es wurde ein Schutzdamm gebaut. (Die Burg wurde 1427 geschleift) Ein Hafen mit einer Furt quer durchs Hafenbecken wäre wohl ziemlich sinnlos. Der Deich wird später überspült worden sein und übrig blieb später eine flache Furt.

Marienhafe_Hafen_MA

Marienhafe – Hafen

Der Turm wird ein Backsteinbau gewesen sein, der auch als Festungsturm diente. Man kann ihn in Aussehen und Funktion mit dem heute noch vorhandenen alten Leuchtturm auf der Insel Neuwerk von Hamburg vergleichen, der 1310 errichtet worden ist, denn in damaliger Zeit pflegte man eckige Türme zu bauen. Ein Bild davon liefert auch der Turm der Marienkirche in Marienhafe/Brookmerland mit seinen 6 Stockwerken (vor der Verkleinerung der Kirche). Auch dieser Turm wurde zwecks Kennzeichnung der Hafenzufahrt als Leuchtturm genutzt. Man kann von einer  Optik ausgehen, die bei allen Türmen jener Zeit ähnlich war, eine Art Burgfried. Dieser geht zurück auf den eckigen „Donjon“ der Normannen. Der Nachteil dieser Türme sind die Mauerecken. Um einen solchen Turm zum Einsturz zu bringen, konnten diese Ecken relativ leicht untergraben werden. Rundtürme sind viel schwerer zu untergraben und zum Einsturz zu bringen.


 

Seitlich des ehemaligen Hafens weist die Dorfflur von Oldeborg einen sogenannten „Krummacker“ aus. Es ist wahrscheinlich, dass dies ehemals der Stapelplatz gewesen ist. Wir erinnern uns, dass das Land einst von Wikingerfürsten regiert worden ist. Die „Krum“ (mit einem „m“) ist im skandinavischen Sprachgebrauch eine Bucht, wo Handelsschiffe ankerten. – Zum Be- und Entladen gab es in seitlichen Schutzdeichen des Hafens gemauerte Tunnelöffnungen  (heutzutage werden im Hafenbereich in den Deichen große Tore für den Zugang von Transportfahrzeugen eingelassen). Auch in Aurich war das früher der Fall (ehemaliges Hafenbecken hinter der „Ostfriesischen Landschaft“). Von diesem Hafenbecken gibt es im Museum von Aurich eine sehr anschauliche Radierung (zu sehen im Eingangsbereich). Man kann davon ausgehen, dass diese Art der Bauweise bei jedem Hafen üblich gewesen ist. Solch ein Tunnel wurde auch in Oldeborg gefunden und man meinte im vergangenen Jahrhundert, dass dieser bis nach Marienhafe verlaufe. Diese Annahme trifft jedoch nicht zu. In ähnlicher Weise wird auch von einem Tunnel in Engerhafe (früher „Utengrahove“) berichtet. Auch dort ist ein Hafen gewesen und insofern ist es sehr wahrscheinlich, dass auch dort aus praktischen Gründen ein gemauerter Durchgang gewesen ist. Auch dieser Durchgang wird kein Fluchtweg gewesen sein, sondern dazu gedient haben, bequemer die Schiffe bedienen zu können.


AutogrammkarteGundaHinweis: Roman Chroniken der tom Brook

Band I „Chroniken der tom Brook“:  http://www.kobobooks.de/ebook/Chroniken-der-tom-Brook

Band II „Chroniken der tom Brook – Das Erbe“: http://store.kobobooks.com/de-DE/ebook/chroniken-der-tom-brook-1